bears and more • Klaus Pommerenke
 
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17. Februar 2013
7. Jahrestag des Great Bear Rainforest-Abkommens: Versprechen nicht
eingelöst, Schutzziele noch nicht erreicht, Kahlschläge gehen weiter
 
Am 7. Februar 2013 war der 7. Jahrestag der Unterzeichnung des Great Bear Rainforest-Abkommens von 2006. Damals wurde dieses Abkommen von den an den Verhandlungen beteiligten Umweltschutzgruppen Greenpeace Canada, Sierra Club BC und ForestEthics – zusammengeschlossen im Rainforest Solutions Project – euphorisch als Riesenerfolg für den Urwaldschutz gefeiert, als Meilenstein und als Vorbild für andere Urwaldgebiete der Erde. Jetzt, 7 Jahre danach, ist wenig geblieben von der anfänglichen Euphorie. Längst hat sich Frustration breitgemacht bei den drei Umweltschutzgruppen. Die damals gegebenen Versprechen der Provinzregierung von BC wurden bislang nicht eingelöst. Die vereinbarten Schutzziele sind bei weitem noch nicht erreicht und während die Verhandlungen feststecken gehen die brutalen Kahlschläge im Great Bear Rainforest weiter. Urwaldgebiete mit ökologisch unschätzbaren Werten verschwinden unwiederbringlich. Es werden von den Forstkonzernen aus Profitgier während der laufenden Verhandlungen Fakten geschaffen, die nicht rückgängig zu machen sind. „The more time that passes, the more ecologically unstable the Great Bear Rainforest becomes because there currently isn’t enough conservation to sustain it“, erklärte Jens Wieting, Forest Campaigner des Sierra Club BC. „We have worked with logging companies on finding solutions how to increase conservation but it’s incredibly difficult“, sagte er in einem Interview.
 
Flüsschen im unberührten Küstenregenwald © Klaus Pommerenke
 
In einer Presseerklärung des Rainforest Solutions Project vom 7. Februar heißt es: „At a time when unsustainable logging continues in the ecologically sensitive region, the new poll also released today shows 68 per cent of British Columbians want the Great Bear Rainforest Agreement fully completed … The rainforest area currently off-limits to industrial logging falls short by more than 400.000 hectares from the scientifically recommended conservation level. According to scientific expert findings at the core of the Great Bear Rainforest Agreements 70 per cent of the natural level of old growth forest needs to be set aside to ensure that no key species, like the Spirit Bear, Marbeled Murrelet and Northern Goshawk, fall through the cracks“ (British Columbians Want the Great Bear Rainforest Conservations Agreements Finished, New Poll Shows, Rainforest Solutions Project, 7. Februar 2013). Die Hinhaltetaktik der Forstkonzerne und der Provinzregierung, das 70 %-Schutzziel in Frage zu stellen oder es so weit hinauszuzögern, wie es nur geht (bis 2014), ist bislang voll aufgegangen. Die Kahlschläge, die von den drei Umweltschutzgruppen schönfärberisch immer noch als „lighter touch logging“ bezeichnet werden, können so zumindest bis 2014 weitergehen. Dies macht es den drei Umweltschutzgruppen zunehmend schwerer, das Great Bear Rainforest-Abkommen, das sie mit ausgehandelt haben, als Erfolg darzustellen. „Last month, the environmental coalition … expressed significant frustration, saying the forest industry has not been moving quickly enough“, schrieb Jonathan Fowlie am 7. Februar in der Vancouver Sun (Environmentalists look to insert Great Bear Rainforest into B.C. Election Agenda).
 
Das Ende der Küstenregenwälder: Abtransport wertvoller Stämme © Klaus Pommerenke
 
Jetzt hat das Rainforest Solutions Project einen offenen Brief an die Premierministerin Christy Clark und die Parteichefs in BC geschrieben und sie aufgefordert, die volle Umsetzung des Great Bear Rainforest-Abkommens in ihr Wahlprogramm aufzunehmen. In dem Brief heißt es: „Today, expectations to complete the Great Bear Rainforest Agreements are higher than ever, in British Columbia and around the world. To do this will require leadership by the provincial government before and after the election of May 2013. Agreement on remaining steps can be achieved this spring, followed by implementation of these steps in just a few months. The people of British Columbia want the Great Bear Rainforest Agreements completed. We are asking your party to include the completion of the Great Bear Rainforest Agreements in your platform and priorities for the first 100 days after the election.“ 13.301 Menschen haben den Aufruf „Take it Taller“ unterzeichnet, das Abkommen endlich voll umzusetzen, ehe es für einige gefährdete Tierarten zu spät sein könnte (Stand 16.02.2013). 65 % der Bevölkerung von BC wollen dies laut der aktuellen Meinungsumfrage vom 25. Januar bis 1. Februar auch, doch die Provinzregierung von BC zeigt keinerlei Einlenken. Steve Thomson, Minister of Forests, Lands and Natural Resource Operations, erklärte, er sehe keinerlei Veranlassung, die vereinbarten Schutzziele vor der letztmöglichen „deadline“ 2014 umzusetzen. Solange irgendwie möglich will er den Forstkonzernen freie Hand lassen für die Fortsetzung ihrer Kahlschlagspraktiken auch in ökologisch wertvollen Gebieten, die längst vom weiteren Holzeinschlag hätten ausgenommen werden müssen. „I think setting a specific timeline beyond what we’ve agreed to currently will set some expectations we may not be able to achieve“, sagte er. Rick Jeffrey, Chef-Verhandler der Forstindustrie und Präsident der Coastal Forest Products Association, bezeichnete ein Abkommen lediglich als „machbar“ und warnte zugleich davor, durch Kampagnen Druck auf die Forstindustrie aufzubauen.
 
Spirit-Bär © Klaus Pommerenke
 
Statt sich um das Great Bear Rainforest-Abkommen noch vor den Wahlen zu kümmern, arbeitet die Provinzregierung von BC lieber an Gesetzesänderungen zugunsten der kränkelnden Forstindustrie, die in einer größtenteils selbst verursachten Krise steckt: Jetzt sollen die privatwirtschaftlichen Forstkonzerne mehr Rechte zum Holzeinschlag auf öffentlichen Waldflächen erhalten. Holzeinschlagslizenzen mit bestimmten Volumenmengen könnten schon bald ohne öffentliche Konsultationen in flächenorientierte Tree Farm-Lizenzen umgewandelt werden. Diese Tree Farm-Lizenzen würden Jahrzehnte gelten und es den Forstkonzernen wie Canfor, West Fraser und Tolko erlauben, diese Flächen feudalwirtschaftlich fast wie Privatland zu nutzen. Die Provinz selbst könnte diese Tree Farm-Lizenzen nur durch teure Entschädigungs- oder Kompensationszahlungen später wieder von den Forstkonzernen zurückkaufen. Mit diesem Werbegeschenk für die Forstkonzerne erhielten diese „semi-private Machtbereiche“ (semi-private fiefdoms), wie es der Forstindustriekritiker Ben Parfitt in seinem Artikel „Sneaky Liberals are planning a B.C. forest giveaway“ nannte (The Province, 27. Januar 2013). Das Wilderness Committee spricht sich klar gegen diese Gesetzespläne aus: „Given the history of ecological destruction and unsustainable practices on privatized forest land in BC, the idea of handing over more control of crown land to private companies is unacceptable. The accountability, oversight and long-term vision needed to create environmentally and economically sustainable forestry in BC is only possible in strongly regulated, publicly-managed forests. Any legislation that shifts control of the province’s vital forest resources from public to private lands – especially without proper public consultation – is not in BC’s best interest. Giving more control to the big logging companies would make it more difficult and expensive to protect endangered species, create new protected areas, conserve public drinking water resources, or honourably resolve the issue of Aboriginal rights and title – all critically important initiatives we need to complete.“
 
Abtransport wertvoller Stämme aus ungeschützten Gebieten des Great Bear Rainforest © Ingmar Lee
 
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