bears and more • Klaus Pommerenke
 
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25. September 2013
Meinungsumfrage in Alberta: 68 % für den Bau der Northern Gateway Pipeline
nach Kitimat – doch die Suche nach Alternativen hat längst begonnen
 
Bei einer zwischen dem 11. und 17. September durchgeführten Meinungsumfrage in Alberta sprachen sich 68 % der Befragten für den Bau der Northern Gateway Pipeline von Bruderheim/Alberta nach Kitimat/BC aus. Nur 17 % der Befragten in Alberta sprachen sich dagegen aus, 15 % hatten keine Meinung hierzu. Die Provinz Alberta hätte den meisten Profit durch den Bau der Pipeline, die Provinz BC das höchste Risiko für eine Ölpest bei einem Bruch der Ölpipeline oder bei einem Öltankerunfall. Die Gewinnsituation für Alberta spiegelt sich klar wieder in den aktuellen Umfrageergebnissen.
Diese Ergebnisse werden den Druck auf die Provinzregierung von BC unter Premierministerin Christy Clark erhöhen, dem Bau der Ölpipeline nach weiteren Verhandlungen und Zugeständnissen von Alberta letztendlich doch zuzustimmen. Schließlich geht es den beiden Premierministerinnen, Alison Redford von Alberta und Christy Clark von BC, nicht so sehr um den bestmöglichen Schutz der Umwelt vor einer drohenden Ölpest, sondern darum, sich einen möglichst hohen Teil der aus dem Ölgeschäft zu erwartenden Steuereinnahmen zu sichern. Am Streit um Steuereinnahmen soll nach Einschätzung der Bewohner von Alberta das Northern Gateway Pipeline-Projekt nicht scheitern. Sie sind sogar bereit, Geld dafür in die Hand zu nehmen, um die Bedingungen BCs zu erfüllen. Im Artikel von James Wood im Calgary Herald vom 19. September heißt es: „What Albertans are willing to give up to get B.C. support for the Northern Gateway: Set aside money to pay for a spill if needed: 49 %; share a portion of the oil revenue with B.C.: 27 %; pay money to First Nations affected by the pipeline route: 22 %; invest in B.C.-based businesses or opportunities: 16 %; raise carbon tax on greenhouse gases in Alberta: 10 %; do nothing, give no concessions to B.C.: 15 %.“ Erstaunlich bei dieser Meinungsumfrage war auch der hohe Prozentsatz der Zufriedenheit mit der Pipelinesicherheit in Alberta – trotz der hohen Zahl gemeldeter Ölaustritte: „Very satisfied 18 %, satisfied 50 %, not very satisfied 15 %, not at all satisfied 7 %, don’t know 10 %.“
Nach Angaben des Pembina Institute ist das Pipelinenetz in Alberta 400.000 km lang. Die Statistik der letzten 37 Jahre zeigt, dass es im Durchschnitt zu zwei Ölaustritten pro Tag kam. Von vielen dieser Ölaustritte erfährt die Öffentlichkeit nichts. Die Daten hierüber müssen aus unterschiedlichen Quellen im Nachhinein zusammengesucht werden. Die Provinzregierung von Alberta hat keinerlei Interesse, dass diese unliebsamen Daten publik werden, sie versucht solche Veröffentlichungen zumindest zu erschweren.
Nicht nur aus Pipelines tritt immer wieder Öl aus, auch bei der Ölförderung in den Teersandegebieten selbst kommt es häufig zu schwer zu beherrschenden Unglücken. Gerade die extrem energieaufwendigen in-situ-Verfahren (dampfunterstützte Schwerkraftdrainage, steam assited gravity drainage (SADG) und zyklische Dampfstimulation, cyclic steam stimulation (CSS)) sind prädestiniert für unkontrollierte Ölaustritte (mehr Informationen über diese Techniken finden Sie in der Meldung vom 11.04.2012 auf dieser Website).
 
Ölpest mit sog. „bitumen emulsion“, einem Gemisch aus Teersande-Öl und Wasser, im Gebiet der Beaver Lake Cree und Cold Lake First Nations/Alberta; Cold Lake-Projekt von Canada Natural Resources Ltd. (CNRL) © CNRL/Emma Pullman
 
Greenpeace Canada veröffentlichte am 19. September folgende Nachricht über Ölaustritte bei den aktuellen in-situ-Verfahren: „Right now in Alberta, tar sands bitumen is spilling into the environment at four different sites, one directly underneath a lake. All four spills have been spilling for months and the Alberta and Canadian governments know all about it, they are just powerless to stop them. To date over 1.528.996 litres of tar sands have been spilled onto the landscape near Cold Lake, Alberta and every day another estimated 3.000 litres pours out“ (Tar Sands spills – 1.528.996,71 litres are still spilling!! Blogpost von Mike Hudema). Die cyclic steam stimulation, die beim Cold Lake-Projekt angewendet wird („huff and puff-technology“) bezeichnet CNRL als „robust“ und „bewährt“ (vgl. die Firmenwebsite von CNRL www.cnrl.com).
Angesichts der Zahlen über Ölaustritte aus Pipelines und bei der Ölförderung in Alberta selbst wird der Widerstand der Bewohner in BC, vor allem der First Nations, gegen den Bau der Northern Gateway Pipeline nach Kitimat sicher nicht kleiner werden. Sollte der Bau tatsächlich scheitern, so gibt es längst Alternativpläne der Ölindustrie. CN Rail (Canadian National Railway), die Nexen Inc. und die kanadische Regierung arbeiten längst an Plänen, das Öl aus den Teersanden Albertas auf dem Schienenweg nach Prince Rupert zu bringen. In einem Protokoll der kanadischen Regierung heißt es unter der Überschrift: „Nexen Oil by Rail Project to Prince Rupert“: „Nexen Inc. is reportedly working with CN to examine the transportation of crude oil on CN’s railway to Prince Rupert, British Columbia, to be loaded onto tankers for export to Asia. The fact that there is currently an existing railway to Prince Rupert is only one component of the project. Oil tank cars and oil handling terminals to load and unload crude oil would also be required. The maximum amount of crude oil that could be transported by rail for export will depend on CN’s requirements to move other products to export, as well as the capacity of any proposed oil handling facilities at the port.“ CN habe genügend Kapazität, um täglich 7 Züge mit 100 Tankwaggons, gefüllt mit unverdünntem Teersande-Öl, nach Prince Rupert rollen zu lassen. Ein Tankwaggon fasst zwischen 550 und 680 Barrel Öl (87.508 bis 108.192 Liter). Ein Zug mit hundert Tankwaggons kann mindestens 55.000 Barrel (8,75 Millionen Liter) unverdünntes, d. h. nicht mit Kondensat aufbereitetes Öl aus den Teersanden (pure bitumen) transportieren, was etwa 78.000 Barrel (12,4 Millionen Liter) des mit Kondensat verdünnten bzw. fließfähig gemachten Öls entspricht (diluted bitumen), wie es durch die geplante Pipeline gepumpt würde. „CN has ample capacity to run 7 trains per day to match Gateways proposed capacity“, heißt es in der Darstellung von CN. Sowohl CN als auch die Nexen Inc. wittern ein großes Geschäft. Nexen ist stark im Teersande-Geschäft in Alberta vertreten und wurde im Juli 2013 vom chinesischen Ölkonzern CNOOC übernommen (China National Offshore Oil Corporation), dem drittgrößten Ölkonzern der Volksrepublik China. Der Übernahmepreis betrug ca. 18,2 Milliarden US$ und zeigt eindrücklich, mit welcher Macht sich China des kanadischen Öls bemächtigt.
 
Ölpest mit sog. „bitumen emulsion“ in Alberta; Cold Lake-Projekt von Canada Natural Resources Ltd. (CNRL) © CNRL/Emma Pullman
 
Der Öltransport auf Schienen entlang des Skeena River nach Prince Rupert würde hohe Umweltrisiken bergen. Bei einem Eisenbahnunglück könnte es katastrophale Umweltschäden geben. „Transport Canada has identified no major safety concerns with the increased oil on rail capacity in Canada“, wurde im Januar 2013 festgestellt. Am 6. Juli 2013 kam es in Lac-Mégantic/Quebec zu dem schweren Unglück, als ein abgestellter Zug mit 22 Tankwaggons, gefüllt mit Rohöl, sich selbstständig machte und entgleiste. 47 Menschen starben, das Stadtzentrum von Lac-Mégantic wurde durch Explosionen zerstört und brannte nieder. Das Erdreich ist so verseucht, dass das Stadtzentrum an gleicher Stelle vermutlich nie wieder errichtet werden kann. Die Montreal, Main & Atlantic Railway (MM&A), welcher der Zug gehörte, ging zwischenzeitlich bankrott. Sie hatte eine Versicherung mit einer Schadensobergrenze von nur 25 Millionen CAD, die Schadenshöhe dürfte tatsächlich weit über 200 Millionen CAD betragen. Wer für die Schadensbeseitigung und Dekontaminierung aufkommen wird, ist völlig offen. Die MM&A war ein Subunternehmer der Canadian Pacific Railway Ltd., der Inhalt der Tankwagen gehörte World Fuel Services. Die Provinzregierung von Quebec wird einen jahrelangen Rechtsstreit führen müssen, da jeder seine Verantwortung an dem Unglück auf andere abzuwälzen versucht.
Bereits im Januar 2013 wies eine Allianz von Umweltschutzgruppen auf die Gefahren des Öltransports auf dem Schienenweg entlang des Skeena River hin. In dem Brief an den CN-Präsidenten Claude Mongeau heißt es: „We are particularly concerned about our wild salmon watersheds and the potential impacts an oil spill could have on them. A train derailment and spill into the Skeena or Fraser watersheds could have tragic consequences to salmon, wildlife, tourism and drinking water supplies. CN’s rail line runs parallel to the Skeena River for several hundred kilometers, and crosses the upper tributaries of both the Fraser and Skeena watersheds numerous times. Even a small spill could be devastating to fish stocks depending on the time of the year … Should CN decide to try to move forward with its proposal, it would face major opposition and risks to the company. We urge you to stop any forward movement with shipping tar sands oil by rail through British Columbia.“
Auch anderenorts regt sich Widerstand gegen geplante alternative Exportrouten für das Öl aus den Teersanden Albertas. Am 20. September 2013 lehnte die Provinzregierung von Manitoba Pläne ab, das Teersande-Öl in Tankwagen auf dem Schienenweg nach Churchill an die Hudson Bay zu bringen, um es von dort aus mit Öltankern verschiffen zu können. Wer den Zustand der Hudson Bay Railway nach Churchill kennt, weiß, dass Entgleisungen mit aufgerissenen Tankwagen häufig zu erwarten gewesen wären. Noch sind die Pläne der Omnitrax Inc., der sowohl die Bahnstrecke nach Churchill als auch die Verladeanlagen im Hafen von Churchill gehören, nicht ganz vom Tisch, doch sie sind unwahrscheinlicher geworden. Eine Ölpest durch einen Tankerunfall in der Hudson Bay hätte katastrophale Folgen für die Population der Belugas, Eisbären und Robben.
 
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