bears and more • Klaus Pommerenke
 
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23. November 2013
Klage gegen Öl- und Gaskommission von BC, weil sie der Fracking-Industrie
erlaubt, große Wassermengen aus Flüssen und Seen zu entnehmen
 
Am 13. November reichten Umweltschutzgruppen beim obersten Gerichtshof von BC eine Klage ein gegen die Öl- und Gaskommission von BC wegen fortgesetzten Verstößen gegen das Wasser-Gesetz (Water Act). Seit Jahren erlaubt die Kommission der Öl- und Gasindustrie, riesige Mengen von Wasser aus Seen und Flüssen zu entnehmen, um es für ihre Fracking-Vorhaben und für Ölbohrungen verwenden zu können. „Under B.C.’s Water Act, there is a two-year limit on short-term water use approvals. Where a company wants long-term water use, they are required to obtain a water licence. However, the Commission’s practice of repeatedly granting short-term approvals has allowed oil and gas companies to use water for longer than the two-year limit – in some cases for as long as five or seven years. For instance, between February 2007 and October 2010, four Commission approvals authorized Encana to withdraw nearly 880 Olympic-sized swimming pools worth of water from two points along the Kiskatinaw River. That means than over that three-year span, Encana withdrew more water from the river than the population of nearby Dawson Creek uses in one year. It is also likely that there were more withdrawal points along that same river, in addition to withdrawal points on other lakes and rivers in the region“, heißt es in der Presseerklärung von Sierra Club BC, Wilderness Committee und Ecojustice vom 13. November 2013.
 
Fracking-Gelände bei Fort St. John, BC.
Aufnahme vom 17.07.2013
© Jeremy Sean Williams/Wilderness Committee
 
Vor allem der Kiskatinaw River, der Dawson Creek mit Trinkwasser versorgt, führte in den letzten Jahren durch die allgemeine Trockenheit und die unverhältnismäßig hohe Wasserentnahme der Industrie extrem wenig Wasser. „People who live near natural gas fracking operations are worried about their water. They fear contamination, potential shortages, and what further gas development will do to the environment“, sagte Eoin Madden, Klima-Campaigner vom Wilderness Committee. „The bottom line is that we need to ensure that B.C.’s water is protected for people and the environment, not offered on a platter to oil and gas companies.“ „Our clients’ position is that the Oil and Gas Commission is violating the Water Act and letting oil and gas companies like Encana exploit a regulatory loophole to drain water from lakes, rivers and streams in the northeast for drilling and fracking“, sagte Karen Campbell von Ecojustice. „Our clients are worried that the hundreds of short term approvals issued every year under the Water Act are having an impact on water resources and the environment.“ „The B.C. government’s LNG agenda comes with a cost, and the cost is B.C.’s water“, ergänzte Caitlyn Vernon vom Sierra Club BC. „The proposed new LNG industry would require a huge increase in drilling and fracking, sucking northern lakes and rivers dry and contaminating watersheds – just as we’re seeing increased droughts due to climate change.“
 
Tanklastwagen an einer Wasserentnahme-Station der Fracking-Industrie an der Farrell Creek Road, zwischen Fort St. John und Hudson’s Hope, BC © Joe Foy/Wilderness Committee
 
Doch der extrem hohe Wasserverbrauch beim Fracking ist nur ein Teil des Problems. Erst im Oktober 2013 wurde bekannt, dass aus einem Auffangbecken mit Frack-Fluids (Pond A, Talisman’s Farrell Creek Operation, nördlich von Hudson’s Hope) monatelang kontaminiertes Wasser sickerte und Erdreich sowie Grundwasser verseuchte. Im Januar hatte die Firma bereits das Leck in dem 30.000 m³ fassenden Becken entdeckt, erst im Juni wurde es geleert. Die verbliebene toxische Brühe wurde mit hunderten Tanklastwagenfahrten zu einem 70 km entfernten Platz transportiert. 4.900 m³ Erdreich mussten entfernt werden. Erst nach Monaten wurde die zuständige Öl- und Gaskommission über den Vorfall informiert. Auch die West Moberly First Nation, die in diesem Gebiet lebt, erfuhr von dem Leck und der Verseuchung zunächst nichts. Vorfälle wie dieser scheint Rich Coleman, Minister of Natural Gas Development, bewusst zu verleugnen. Am 6. November schrieb er – sicher in Kenntnis des Vorfalls – in der Georgia Straight seinen Artikel mit dem Titel „The best fracking place on earth“ und erklärte hierin unverfroren: „… water usage is carefully monitored and protected in British Columbia. The net result of both our strong regulatory framework and our geology is that B.C.’s water supply is protected and safe. It has never been contaminated as a result of hydraulic fracturing.“
Neben vielerorts durch Frack-Fluids verseuchtem Grund- und Oberflächenwasser ist vor allem der immense Energieverbrauch beim Fracking und bei der Umwandlung des Erdgases in Flüssigerdgas (liquefied natural gas, LNG) zu kritisieren. Die geplanten Fabriken zur Flüssigerdgas-Gewinnung sind wahre Energiefresser. Um sie betreiben zu können, werden immer neue Staudamm-Projekte realisiert werden müssen wie z. B. das 8 Milliarden CAD teure Site C Dam-Projekt. Westlich von Fort St. John soll der Peace River auf einer Länge von 83 km aufgestaut werden. 52 km² Ackerland würden verloren gehen, 49 km² borealen Waldes, Lebensräume von 20 gefährdeten Tierarten, u. a. Grizzlybären, Vielfraße, Karibus und Elchen, würden zerstört. 78 Gedenkstätten von First Nations würden im Wasser verschwinden. Bis Dezember sollen vor einem Joint Review Panel öffentliche Anhörungen der Betroffenen vom Staudamm-Projekt beginnen. Die Anhörungen sollen leider nur im Norden von BC stattfinden, obwohl das Projekt das ganze Land betrifft.
Der Bericht von Ben Parfitt „Fracking up our water, hydropower and climate. BC’s reckless pursuit of shale gas“ vom November 2011 (über www.policyalternatives.ca) ist aktueller denn je und gibt einen umfassenden Einblick in die Fracking-Problematik im Nordosten von BC, die damit verbundenen Umweltgefahren, den Energiebedarf, die ökonomischen Risiken sowie den Flüssigerdgas-Boom in BC. Trotz aller Bedenken steht die Provinzregierung von BC ganz auf die Erdgasförderung mittels Fracking. Die Aussicht auf Milliarden an Steuereinnahmen über Jahrzehnte hinweg scheint alle Umweltschutzbedenken hinwegzuschwemmen. Alle früheren Versicherungen, den CO2-Ausstoß der Provinz nachhaltig zu senken, lösen sich hierdurch in Luft auf.
Alleine aus dem Natural Gas and Petroleum Sale im November nahm die Provinz BC 54,5 Millionen CAD ein. Ohne den noch ausstehenden Verkauf von Erkundungs- und Bohrrechten im Dezember konnte BC dieses Jahr bereits 217 Millionen CAD aus diesem Geschäft einnehmen. Die Erteilung einer Bohrlizenz brachte im November alleine 42,4 Millionen CAD ein – 6.898 CAD pro Hektar (Laprise Creek-Gebiet, 140 km nordwestlich von Fort St. John).
Nach einer Regierungsmeldung vom 5. November schätzt BC seine Erdgasvorräte auf 2,933 Billionen cubic feet. Erdgas könnte 150 Jahre lang gefördert werden (Energy Briefing Note. The Ultimate Potential for Unconventional Petroleum from the Montney Formation of British Columbia and Alberta, November 2013). Gegenwärtig gibt es 10 – 11 LNG-Projekte in BC, für drei hat das National Energy Board bereits Exportlizenzen erteilt. Wenn nur fünf der geplanten LNG-Projekte realisiert werden sollten, erwartet BC bis 2046 hierdurch eine Steigerung des Bruttoinlandproduktes um 1 Billion CAD. Alleine aus dem LNG-Geschäft verspricht sich die überaus optimistische Regierung bis zu 100.000 Arbeitsplätze.
Mitte November 2013 hatte sich Aurora LNG (ein Joint Venture-Unternehmen von Nexon Energy, welche CNOOC gehört und zwei weiteren Firmen) von BC für 24 Millionen CAD 615 Hektar Land nördlich von Prince Rupert bzw. Port Simpson (Lax Kw’alaams) gesichert, um bei Grassy Point eine LNG-Fabrik bauen zu können sowie eine Hafenanlage für LNG-Tanker.
 
LNG-Tanker – bald ein vertrauter Anblick entlang der Küste von BC,
wenn alle Erdgas-Pipelines und LNG-Fabriken realisiert werden.
Aufnahme vom 21.07.2013
© Kevin Logan/The Common
Sense Canadian
 
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